Eisenbahn in Breitau

isenach, mit dem Bau der 1900 in Betrieb genommenen Grubenbahn von der Schachtanlage bei Nentershausen zu der zehn Kilometer entfernten Verarbeitungsstätte – wie berichteten bereits darüber – die Hoffnungen der Bevölkerung im Richelsdorfer Gebirge auf verkehrsmäßige Erschließung des „Gebirges“ durch eine echte Fracht- und Personenbeförderungsbahn zunächst zerstört hatte, flammten die Bemühungen einflussreicher Bürger in den folgenden Jahren wieder auf und die Eingaben zum Bau einer Bahnanlage zwischen Sontra und Gerstungen erhielten neue Nahrung.

Da sich die Bestrebungen auf weiteste Bevölkerungskreise stützten, konnten auch maßgebliche Persönlichkeiten an ihnen nicht mehr vorbeigehen. Immerhin dauerte es über ein Jahrzehnt, bis sich hier etwas rührte. Anfang Juli 1911 bereisten die beiden Präsidenten der Eisenbahndirektionen Cassel und Erfurt, die Herren Vollgold und Kindermann sowie einige Regierungs- und Bauräte verschiedene Gemarkungen der Umgebung von Sontra wegen des Projektes einer neuen Eisenbahnstrecke von Gerstungen aus in Richtung auf die Friedländer Eisenbahn ( Bebra-Göttingen ).

Neben dem ursprünglichen Projekt von Gerstungen über Untersuhl, Richelsdorf, Süß, Nentershausen, Weißenhasel und Hornel nach Sontra war eine zweite Linienführung im Gespräch, und zwar hatte man wegen der vorhandenen Grubenbahn von Nentershausen nach Sontra in Auge gefasst die projektierte Linie: Gerstungen, Untersuhl, Richelsdorf, Süß, Ulfen, Breitau, Wichmannshausen nach Hoheneiche. Diese Strecke wurde unter Führung des Herren Wenzel (Hoheneiche) eingehend bereist, zumal diese Linienführung einige Jahre zuvor schon einmal abgesteckt worden war, ohne indessen verwirklicht zu werden.

Landtagsabgeordneter Landrat Geheimer Regierungsrat Richard Tuercke ( Rotenburg ), der in der letzten Zeit intensiv um den Streckenbau bemüht war, erklärte hinsichtlich der Besichtigung der Direktionspräsidenten: „Die Bevölkerung sieht mit großer Erwartung der Vollendung dieser Strecke entgegen. Der Verkehr im Ulfetal würde dadurch wesentlich gefördert werden.“

Die einzelnen Gemeinden, die bereits im Januar 1910 eine Bittschrift verfasst und dem Eisenbahnministerium eingereicht hatten, erklärten sich bereit, nicht nur größere Summen zu zeichnen, sondern auch das in Betracht kommende Gelände frei herzugeben. „Hoffentlich wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis unser stilles Ulfetal auch das Dampfroß durchbraust.“

Nach der Besichtigung blieb es aber trotz der beträchtlichen Opfer, die die Bevölkerung und die Gemeinden zu bringen sich verpflichtet hatten, recht still. Das ganze Jahr 1912 verging ohne dass man etwas vernahm, und als Landrat Geheimer Regierungsrat Tuercke als Landtagsabgeordneter erneut energisch forderte, die großen Gemeinden Ulfen und Breitau sowie Richelsdorf und Süß durch einen Bahnbau zu erschließen, wurde die staatliche Eisenbahnverwaltung aus der Reserve gelockt: „Man erkenne das Bedürfnis zur Zeit noch nicht an.

“Nun, das war im Mai 1913, und als man ernsthaft bemüht war, das Bedürfnis noch einmal gründlich zu prüfen und möglicherweise anzuerkennen, da ballten sich über dem europäischen Kontinent die ersten drohenden Gewitterwolken zusammen. Der erste Weltkrieg brach aus und zerstörte nicht nur endgültig die Bahnbaubemühungen im Dreieck Sontra – Hoheneiche – Gerstungen, sondern auch viele andere Vorhaben und Projekte. Als die Verhältnisse in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts wieder normal wurden, trat ein neues Verkehrsmittel zunehmend in den Blickpunkt: Omnibusse.
Ihre Möglichkeiten für Nebenstrecken führten endgültig dazu, die Akten des Eisenbahnbaues von Gerstungen in Richtung Hoheneiche oder Sontra zu schließen.

Die Grubenbahn zwischen Sontra und Nentershausen aber bimmelte weiter entlang der Straße von und nach Sontra, auch danach noch als Dr. Rudolf Albertin 1908 Grube Münden und Spatmahlwerk Sontra von Fabrikant Krumhoff erworben hatte, und sie fuhr auch noch nach dem zweiten Weltkrieg, aber nur noch einige Jahre. 1951 wurde die Grube Münden stillgelegt, die 10 km lange Spatbahn nach Sontra abgebrochen. Das Bähnchen war in Sontra dann nur noch auf dem Werksgelände in Betrieb, um Reste aus der Verarbeitung des Spats, das meist aus der Grube Franziska bei Braunhausen kam, an Ablagerungsstellen unterhalb des Brodberges zwischen Sontra und Hornel zu transportieren.

Aber auch diese Gleisanlage wurde vor einigen Jahren stillgelegt, abgebrochen und mit der Stilllegung des Schwerspatmahlwerkes in Sontra vor zwei Jahren wurde ein betrübliches Ende einer Entwicklung registriert die deren Beginn beinahe ein Eisenbachbau von Sontra nach Thüringen gestanden hätte.

Auch durch Breitau sollte die Bahnlinie führen, die 1910 einmal im Gespräch war.

Auszug aus der Geschichte der Allmeroths ( Quelle: schriftliche Aufzeichnungen des Lehrer Heinrich Allmeroth )

Da man durch das Sontratal über die Cornberger Höhe musste, entschied man sich zuerst für die Trasse durch das Ulfetal. Der Bauunernehmer Heinrich Allmeroth war ein vorausschauender Mann und baute 1868 in der Fitzen ein großes Gebäude mit meterdicken Wänden. Dieses Gebäude sollte dann als Güterbahnhof genutzt werden. Doch dann setzten sich Sontra und die Sontratalgemeinden für die Bahn durch das Sontratal ein und man entschloss sich zum Bau des Cornberger Tunnels.

Lokschuppen

Der Leichenstein

Auf dem Wege von Breitau nach Ulfen steht ein moos umsponnener, alter grauer Leichenstein. Er ist plump zugehauen und zeigt Kreuzform. Auf der Vorderseite des Steines zeigt sich in eine Axt. Dieser Leichenstein hat seine Geschichte. Schreckhafte Naturen sagen, es ginge in seiner Nähe nachts um. Der Grund zu diesem Aberglauben liegt darin, dass in der Nähe des Steins Rehe über die Straßen wechseln. Die Geschichte über die die Phantasie abergläubiger Schreiber lodern lässt und die Landstraße nachts 12 Uhr mit Geistern bevölkert, ist kurz erzählt, folgend:

Die sächsische Nebenstraße oder Nürnbergerstraße, an welcher Breitau und Ulfen liegt, war von dem Bau der Eisenbahnen eine Verkehrsader, die vielseitig von Händlern und Kaufleuten benutzt wurde. Die Straße steigt oft heftig und Pferde und Fuhrmann hatten in alter Zeit große Mühe die Lasten der Wagen über die steilen Köpfe zu bringen. Bedenkt man noch, dass die Wege gar so steil gebaut wurden im Interesse der Bauern, so wird man einsehen, dass die steilen Wege nur mit Vorspann passiert werden konnten. Die Bewirtschaftung der Länder ist sowieso nicht sehr rentabel, weshalb diese Vorspanndienste gerne exerziert? wurden. In Ulfen lebte nun zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ein Bauer namens Bodenstein, der zu Vorspanndiensten bis zu 25 Jahren bereit hatte. Die Breitauer Familien, welche diese Dienste leistete hieß ebenfalls Bodenstein, welcher Name in hiesiger Gegend sehr häufig vorkommt. Zwischen beiden Familien hatte sich im Laufe der Jahre aus Geschäftsneid eine stille Rivalenschaft heraus gebildet, die durch geringe Verträglichkeit auch geschürt wurde. Der Streit war noch nicht offen ausgetragen aber jeder Tag erwartete ihn. Dazu kam, dass die Neigung der ältesten Söhne beider Familien auf dasselbe Mädchen fiel. Überall, wo die Nebenbuhlen sich trafen, vertrugen sie sich nicht, jedes Fest endete im Streit. Die Verhältnisse waren mit der Zeit unhaltbar geworden. Eines Tages waren beide Männer zum Holzfällen gefahren. Es war Sommer, die Nacht war früh hereingebrochen. Ein Gewitter stand am Himmel. Die Fuhrwerke der Rivalen begegneten sich. Links steigen steil die Berge an, rechts fällt der Weg zur Ulfe ab – der Weg ist schmal. Vorsicht beim Ausweichen ist nötig. Da erhellt ein Blitzschlag den Weg; die Gegner haben sich erkannt — !
Keiner weicht aus, prasselnd sausen die Peitschen aber auf die Pferde, fast rennen beide Fuhrwerke zusammen. Die Pferde scheuen, bäumen, schlagen. Im Nu sind beide Fuhrleute abgesprungen. In den Fäusten halten sie die langen blanken Holzäxte. Schon sind die Äxte erhoben – keiner denkt an Deckung, einer sinkt durch den Axtschlag des anderen mit zertrümmertem Schädel zu Boden. Später fand man die beiden Leichen. Niemand brauchte eine Erklärung, man kannte die Ursache die beide Männer in den Tod getrieben hatte. Unter dem alten Leichenstein liegen sie begraben – und abends sollen die Mütter der Mörder am Leichenstein sich getroffen haben. Bei der Unglück hat den alten gemeinen Hass geschmolzen – nur weinend und trauernd haben sich die Alten über der Erde, die das Blut ihrer Kinder getrunken, die Hand zur Versöhnung gereicht.
Lehrer Wiegand

Leichenstein

Gedenkstein zur 750 Jahr-Feier

Jeder hat ihn schon gesehen: Den Gedenkstein zur 750-Jahrfeier unter dem Anger. Ein namhafter Breitauer hat gleich den passenden Vers dazu gedichtet.

 

Da stehst du nun stumm vor dich hin,

fragst dich vielleicht nach deinem Sinn.

Den will ich dir gleich einverleiben.

In Liebe, Glaube, Hoffnung schaue

auf Frieden, Freiheit, Wohlergehen,

in dieser schlönen breiten Aue.

Landrat Stefan Reuss (r.) enthüllt zusammen mit Richard Kröll (l.) den Gedenkstein zur 750 Jahr-Feier
Landrat Stefan Reuss (r.) enthüllt zusammen mit Richard Kröll (l.) den Gedenkstein zur 750 Jahr-Feier

Die Landfrauen stellen sich vor

Am 07. März 1973 wurde der Landfrauenverein Breitau auf Anregung des damaligen Ortsvorstehers Paul Leimbach gegründet.
Er lud alle interessierten Frauen zu einer Versammlung ein. Die damalige Kreisvorsitzende Frau Heckeroth sowie die Kreisgeschäftsführerin Frau Franz erläuterten die Aufgaben und Ziele der Landfrauenvereine und berichteten aus anderen Vereinen.
Spontan waren 43 Frauen bereit, in Breitau ebenfalls einen Landfrauenverein zu gründen. Bei den anschließenden Wahlen wurde der Vorstand wie folgt gewählt:

1. Vorsitzende : Ingrid Marg
2. Vorsitzende : Christa Rüppel
Kassiererin : Brigitte Eberhardt
Schriftführerin : Ursula Bachmann
Beisitzerin : Marie Leimbach
Beisitzerin : Martha Gleitsmann

Der Landfrauenverein hatte sich zum Ziel gesetzt, seine Mitglieder in Fortbildungskursen ständig weiter zu bilden und den persönlichen Kontakt zu pflegen und zu vertiefen.
Es wurden Referentinnen und Referenten zu Vorträgen über die unterschiedlichsten Themen eingeladen. Im Laufe der Jahre entstanden viele schöne Bastelarbeiten, auch Seidenmalerei und Handarbeiten wie z.B. Hardanger- Stickerei. Ein Schwimmkurs wurde absolviert, Wanderungen und viele Fahrten gehörten ebenfalls zum Programm des Vereines. Neben der Erwachsenenbildung haben sich die Breitauer Landfrauen zur Aufgabe gemacht, die Geselligkeit zu fördern und somit für eine starke Dorfgemeinschaft zu sorgen, weiterhin Traditionen zu bewahren, Bewährtes weiterzuführen, aber auch allem Neuen aufgeschlossen gegenüberzustehen.
Ein besonderer Höhepunkt waren immer wieder die Dorfabende, an deren Gestaltung sich alle Mitglieder beteiligten. Der erste Dorfabend war eine besondere Herausforderung, er fand bereits kurz nach der Gründung am 14. April 1973 statt. Aber auch sonst bringen sich die Landfrauen rege in die Dorfgemeinschaft ein, so gehören die Dorfverschönerung und die Pflege der Blumen am Ehrenmal zu ihren Aufgaben sowie einmal jährlich gründliche Reinigung im DGH. Seit der Vereinsgründung traf man sich im Winterhalbjahr alle 14 Tage jeweils mittwochs, bis man 1979 dazu überging, sich wöchentlich zu treffen, was auch bis heute beibehalten wurde.Im Jahre 1979 wurde einheitliche Kleidung angeschafft, d.h. dunkelblauer Rock mit dazu gehöriger Weste sowie eine weiße Bluse, um noch gemeinschaftlicher auftreten zu können. Gezeigt wurde diese feste Gemeinschaft auch durch die zweimalige Ausrichtung der Breitauer Kirmes, einmal 1981 im Saal der Gastwirtschaft “Heiligenberg” und 1990 mit einer riesigen Zeltkirmes.

1998 25 – jähriges Jubiläum

Für die Weihnachtsfeier für die Kinder, die viele Jahre vom MGV ausgerichtet wurde, bastelten die Landfrauen den Tischschmuck und  kleinere Geschenke und Überraschungen für die Kinder. Einige Jahre luden die Landfrauen auch am Rosenmontag zum Kinderfasching ein.
Die Landfrauen bemühen sich auch weiterhin, die Lebensqualität unseres Ortes zu verbessern, den Gemeinschaftsgeist wach zu halten und hier und da Freude zu bereiten.

Die urkundliche Ersterwähnung Breitaus im Jahre 1260

Original lateinischer Wortlaut:
Nos Gotfridus, Henricus, Teodericus filii Henrici Advocati de Sunthra vniuersis hang scriptum inspecturis salutem in domino. Que geruntur in tempore ne labantur eum tempore scripturarum solent testimonio roborare Tenore igitur praesencium protestamur quod nos bona nostra sita in Hasbach que Ditericus dictus chezelere iure a nobis habuit feodale, ecclesie beati Nicolai in Bubenbach xiuire proprietario contulimus libere possidenda. Prefatus enim Ditericus ipsius pro se et Johanis de Hunoldeshuson et Bertoi de Nezelrit, militum, et nobis ea per praenominatum veriter militem resignata transmisit. Ne igitur hoc factum in posterium valeat aliquatenus inmutari praesens scriptum sigillo castrensum in bomeneborc duximus roborandum.
Acta sunt haec Anno domini MCCLX in catedra beati Petri. Testes huius facti nostrif sunt Albertus dictus Fraz, Wigandus de BreitoWigandus de Breitowe, Heidenricus de Wilde, mili-wetes, Henricus plebanus de Sunthra, Henricus plebanus de boimeneborg.

Urkunde zur Ersterwähnung aus dem Jahre 1260

Aus dem lateinischen übersetzt:
Wir, Gottfried, Heinrich und Dietrich, Söhne Heinrichs, Vogt von Sontra, allen denen, die diesen Brief lesen, unseren Gruß im Herrn. Damit das, was jetzt geschieht, nicht im Laufe der Zeiten untergeht, haben wir unsere Handlung schriftlich festgelegt, und daher bekennen wir, dass wir unsere Güter in Hosbach, die Dietrich, genannt Chezeler, von uns zu Lehnrecht hatte, der Kirche des heiligen Nikolaus in Bubenbach nach Erbrecht zu freiem Besitz übertragen haben. Der vorgenannte Dietrich hat nämlich für sich selbst und seine Söhne Verzicht geleistet in Gegenwart des Hermann, Pfarrer in Ulfen, und der Ritter Johannes von Hundelshausen und Bertho von Nesselröden und uns diese aufgelassenen Güter durch den vorgenannten Ritter wirklich übertragen. Damit aber dies in Zukunft noch gültig ist und nicht auf irgendeine Art verändert wird, ist an dieses Schreiben das Siegel des Burgmannens auf der Boyneburg befestigtvworden.
Geschehen ist dies im Jahre des Herrn 1260 an der Stuhlbesetzung Petri. Zeugen der Handlung waren Albert genannt Fraz, Wigandus von Breitowe und Heidenreich von Welda, Ritter, sowie Heinrich, Pfarrer in Sontra, und Heinrich, Pfarrer auf der Boyneburg.

Quelle: Staatsarchiv Marburg

Die Steinhöhle

In einer Anhöhe unfern von Breitau, welche der Stein genannt wir, befindet sich eine Höhle – die Steinhöhle.

In dieser Höhle haben Bewohner Breitaus im 30-jährigen Krieg vor den Grausamkeiten der Kroaten Schutz gesucht. Die Sage erzählt, dass diese Höhle der verborgene Ausgangspunkt eines unterirdischen Ganges sei, der die Boyneburg mit der Außenwelt verbunden habe. Einst waren Kinder in diese Höhle eingedrungen. Die Neugierde hatte die Bedenken und die Furcht, die die Höhle ihnen einflößte, besiegt. Einer hinter dem anderen kriechend waren sie durch den schmalen Eingang in das Innere der Höhle gelangt. Finsternis umgab sie, nur ein schmaler Lichtstreifen durch die Höhlenöffnung ließ einige Dinge unterscheiden. Da sahen sie an den Wänden der Höhle Skelette gelehnt. Sie staken in eisernen Rüstungen und bunten Kleidern und bewegten rasselnd ihre Knochenfaustund schlugen an die Schilder. Sie nickten mit den Köpfen und bewegten die Kiefer klappernd gegeneinander. Da fürchteten sich die Kinder und weinend suchten sie den Ausgang zu gewinnen. Aber ein Skelett bewegte sich und vertrat ihnen den Weg. Nun flüchteten sich die Kinder ins Innere der Höhle, in der Meinung einen anderen Ausgang zu gewinnen. Sie kamen in einen schmalen Gang. Doch auch dieser Weg schon verlegt. Eine große schwere Eisentür sperrteihr weitere Vordringen. Sie klopften an die Tür– und knarrend tat sie sich auf –. Ein Männlein mit einer Zwergmütze auf dem Haupte und mit einem breiten Schwert in der Handtrat ihnen entgegen. Es hatte eine helle Stimme und er wackelte, wenn er sprach , mit dem Barte. Er winkte den Kinder ihm zu folgen und die Kinder gewannen schnell Zuneigung zu dem lieben Alten. Er nahm aus der Wand eine Fackel, die dort gesteckt hatte und leuchtete in den Gang, den er voran beschritt. Die Kinder fasstensich an den Röckchen gegenseitig und gingen eins hinter dem anderen hinter dem alten Männchen her. Sie kamen in einen großen Saal, der hell erleuchtet war. Der Saal war prächtig geschmückt. Von der Decke hingen lange Zapfen herunter, die im Lichterscheinfunkelten; auch rannen glashelle Perlen von diesen Zapfen herunter, die auf die Erde aufschlugen und einen hellen Klang von sich gabenund zersprangen. Aus jeder Perle kam ein kleines Fischlein hervor,die die Kinder des alten Mannes in einen klaren Becher sammelten. Dannrief die Frau des Zwergvaters die Kinder zu sich , beschenkte sie reich und gab ihnen köstlichen Wein zu trinken, worauf die Kinder in einen tiefen Schlaf fielen. Dann nahm die Alte jedes Kindlein auf seinen Schoß, streichelte es , damit es nicht aufwachte und stach ihnen mit einer goldenenNadel in die Hand, das Blut ließ sie in den Becher fließen, in dem die jungen Fischlein waren und die jungen Fischlein bekamenrote Flecken. Dann schnitt die Alte jedem Kindlein einige Haare abund drehte sie zusammen und warf sie auch in den Becher. Kaum waren die Härlein in dem Becher als sie auch lebendig wurden und zu zappeln anfingen.Lange Zeit behielt die Alte noch die Kinder und zeigte ihnen vieles, was andere Kinder nicht wissen. Aber bald bekamensie Heimweh. Sie weinten und baten den Alten, er möge sie wieder nach Hause gehen lassen. Da sagte der Alte, dass er ihren Wunsch erfüllen wolle.

Am letzten Tage nahm er sie bei der Hand und gab ihnen denBecher mit den Fischlein. Er sprach: „Die Fischlein mit den roten Tupfen heißen Forellen. Wer ihnen etwas zu Leide tut, der bekommt rote Tupfen ins Gesicht und die nennt man Sommerflecken- wer sie aber in klarem Wasser schön eifrig leben lässt, der behält ein schönes weißes Gesicht, der wird einst sehr reich und glücklich. Die anderen Fischlein, die wie kleine Würmer aussehen, wachsen sehr schnell, man sieht deshalb nie solche kleinen, wie ihr sie habt – man nennt sie Aale. Das sind die Hüter der Forellen, die darf man auch nicht töten. Wer sie tötet und isst, wird krank und bekommt Magenschmerzen. Darum sage ich Euch den guten Rat – zeigt diese Tierlein Eurer Mutter und allen Menschen und lasst sie leben, damit die Menschen glücklich und reich werden und keine hässlichen Gesichter bekommen !! Die Kinder versprachen alles zu tun undaussurichten, was der Zwergenvater ihnen gesagthatte. Sie nahmen Abschied von den Zwergen und folgten dem Alten, der ihnen den Weg zeigte.Er steckte wieder die Fackel an eine Maürspalte. Die Kinder gingen in den Gang, fassten sich wieder an den Röckchen und eines ging hinter dem anderen her. Die Eisentür tat sich auf und bald waren sie im Freien; aber wie erschraken sie vor Freude als sie sich betrachteten. Sie hatten wunderschöne Kleider von weißer Seide an und in die weiße Seide waren Silber und rote Tupfen eingewirkt. Ihre Haare aber waren feürrot geworden. Da eilten sie heim, um sich ihren Eltern zu zeigen. Sie kamen unter dem Berg an einen Bach, in welchem sie sich in ihren neün Kleidern betrachten wollten, denn das Wasser zeigte jedem Kind sein Bild, wenn es hinein schaute.Das.älteste Kind welches den Becher trug, neigte auch seinen Kopf über das Wasser und wollte sich betrachten, da plötzlich glitt es aus und fiel mit seinem Becher in das Wasser. Die anderen Kinder reichte ihm die Hände und zogen es schnell wieder heraus; aber welcher Schrecken ergriff sie -der Becher war leer. Die Forellen waren im Wasser und die Aale tummelten sich auch darin. Schnell griffen sie danach, aber sie konnten sie nicht mehr erhaschen. Die Fischlein waren flink und die Aale ganz glatt. Die Aale wurden ganz groß, sodaß bald kein kleiner Aal mehr da war. Da gingen sie eilend zur Höhle zurück und klagten dem alten Zwerg ihr Leid. Dieser nahm sie auf und ließ sie nie mehr aus der Höhle heraus –,weil sie ungehorsam gewesen waren. Die Eltern der Kinder grämten sich lange, weil ohne Kinder immer wieder klagten und glaubten, dass Zigeuner sie mitgenommen hätten. Die Fischlein im Wasser mit den roten Tupfen wissen es besser. Sie wuchsen bald zu großen Fischen heran – und die Menschen wurden aufmerksam auf sie. Da sie das Geheimnis, das der Zwerg den Kindern gesagt hatte nicht wussten, fingen sie die Fische, töteten sie und aßen sie auf. Deshalb sind heute so viele Leutesommerfleckig. Auch werden die Menschen nicht reich und glücklich und wer viele Forellen isst, wird sogar arm. Die Aale verbreiteten sich bald so sehr , dass man in jedem Flusse sie findet, aber immer nur große Aale, unddie gelehrten Männer, die die Brillen tragen, wissen heute noch nicht, woher diese Tier stammen, denn die das Geheimnis wissen, werden immer noch gefangen gehalten.

Quelle:Wiegand, Lehrer

Die Erscheinung des Pfarrers Schiricke aus Breitau

Zu der Kirchengemeinde Breitau gehören die Filialen Weißenborn und Krauthausen welche der Pfarrer von Breitau sonntäglich betreuen muss. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts lebte in Breitau der Pfarrer Schiricke. Schiricke wählte, wenn er nach der Tochtergemeinde Weißenborn wanderte meist den Weg durch den Wald. Dieser Wald heißt die Hölle oder die Helle. Ein schmaler von beiden Seiten mit Sträuchern überwachsener Pfad führt durch den Wald. Links unten braust gurgelnd und schäumend das Frühlingswasser ins Tal. Wurzelnstrecken ihre listigen Finger über den schmalen Wegund hemmen den Schritt des Aufwärtsstrebenden. Wie ein geheimer führt der Pfad nach der Höhe – plötzlich schlüpft man durch eine fast verborgene kleine Öffnung aus dem Dickicht ins Freie – und vor uns liegt das weite freie Feld von Weißenborn. Schiricke war eines Sonntags den Pfad emporgekommen und stand und betrachtete sich die sonnenüberfluteteGegend. Von Ferne klang die blecherne Glocke der alten Kirche von Weißenborn. Er ging einige Schritte vorwärts um aussuruhen. Er trocknete sich den Schweiß ab da plötzlich gewahrte er auf dem Felde einen Baür, der in der Frühe des Sonntags pflügte. Knallend schwang er die Peitsche über die Pferde und verrichtete seine Arbeit wie am Werktage. Der Pfarrer trat näher, stellte sich hinter einen Busch um denSonderbaren zu beobachten . Wieder knallte die Peitsche und ein lauter Fluch trieb die Pferde zu Arbeit an. Da trat Schiricke hinter seinem Busche hervor- und mit kräftiger Stimme rief er dem Sonntagsschänder an. Dieser erschrak – seine Gestalt wurde nebelhaft und plötzlich war er verschwunden. Der Pfarrer ging an die Stelle, wo er den Bauer gesehen, – da fand er frisch geackertes Land; aber Roß, Pflug und Bauer waren verschwunden. Zuerst ging der Geistliche nach Weißenborn. Er hatte sich durch seine Beobachtung verspätet und die Leute warteten schon an der Kirche und der Schule im sonntäglichen Putz. Schiricke erzählte ihnen die Erscheinung und fragte die Weißenbörner nach ihrer Meinung. diese hatten ruhig und bedächtig, wie die Weißenbörner zu sein pflegen, zugehört – dann erzählten sie, dass diese Erscheinung ihnen nichts Neues sei, dass sie dieselbe schon oft beobachtet hätten, der Bauer sei Weißenbörner,der meistens am Sonntage geackert und Grenzsteine verschoben habe- und nun, nachdem er plötzlich gestorben sei, keine Ruhe im Grabe finde – und dazu verdammt sei, sonntags und Festtags zu pflügen.

Unser Ort

Der 750 jährige Ort Breitau erscheint in seiner Ersterwähnung am 22. Februar 1260 in einer Urkunde des Klosters Cornberg als “Breitowe”. Unter den damaligen Zeugen war auch ein Ritter Wigand von Breitau der damit gleichzeitig Ortsadel in Breitau bezeugt.

Breitau war 1423 hessisches Lehen derer von Hundelshausen. Kirchlich gehörte Breitau ursprünglich zum Archidiakonat Dorla (Thüringen). 1333 besaßen die Grafen von Ziegenhain das Kirchenpatronatsrecht, später die von Trott und von Verschuer. Die Breitauer Kirche mit 3-geschossiger Empore stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde 1893 und erst vor einigen Jahren gründlich erneuert. Ein neues Dreiergeläute wurde nach dem Zweiten Weltkrieg beschafft. Dazu spendete die Gemeinde 7500 DM und 3000 DM Architekt Reinhardt aus Köln.

Breitau war Jahrhunderte hindurch ein Dorf der Bauern, Müller und Maurer und konnte sich in den letzten Jahrzehnten dank seiner reizvollen Waldumgebung und reichen Flora zu einem Fremdenverkehrsort entwickeln. Zu einem Lieblingswanderziel wurde der Breitauer “Holstein”, auf dem Breitauer Maurer in Verbindung mit dem Werratalverein Sontra eine Schutzhütte bauten. An der Straße nach Ulfen steht unterhalb des Hanges, dicht an dem Straßenrand das sagenumwobene Steinkreuz, ein Sühnekreuz. Aus der ehemaligen Schule – der Name des Lehrers Karl Vöpel ist in Breitau noch in lieber Erinnerung -wurde das Dorfgemeinschaftshaus. Das Chorwesen und die Freiwillige Feuerwehr verweisen auf eine große Tradition.

Einwohnerzahl: ca. 368
Gesamtfläche: 961 ha
Höhenlage: 250 m (Grillhütte 343,62 m)

1915: Älteste Breitauer Ansichtskarte mit dem Gasthaus der Familie Almeroth, daß am heutigem Dorfanger neben der alten Linde stand.
1915: Älteste Breitauer Ansichtskarte mit dem Gasthaus der Familie Almeroth, daß am heutigem Dorfanger neben der alten Linde stand.